Franziskustreff Jahresbrief 15/16

FRANZISKUSTREFF JAHRESBRIEF 2015 . 2016 25 Sozialberatung Das Dinghinter dem Ding In der Reihe Kult(o)ur im Franziskustreff begaben sich Gäste und Mitarbeiter des Franziskustreff auf eine Zeitreise durch Epochen der Geschichte der Konsumgesellschaft bis ins Heute – und wurden auch selber aktiv Frau Leobold, regelmäßig zuGast imFranziskustreff, sagt „Danke“. Sie tut das auf ihreWeise. Jetzt ist sie inNot. Aber sie hat nicht vergessen, was sie kann. Deshalb lädt sie ein. Immer wieder. Diesmal: Wer geht mit, „In 80 Dingen um die Welt“ zu reisen? Da lassen wir uns nicht zweimal bitten. Und es beginnt eine Expedition. Gäste undMitarbeiter des Franziskustreffs melden sich an. Und dann folgt im Oktober 2015 ein Nachmittag voller Einsichten im „Museum für Kommunikation“. Die „Dinge“-Ausstellung hat es in sich. Sie beginnt mit dem 19. Jahrhundert. Jules Vernes schreibt von seiner „Reise um die Welt“. Frau Leobold kommt in Fahrt. Man merkt: Sie ist immer noch Lehrerin.Wir staunen: Dampflok, Telegraphie undElektrizität ließen dieWelt damals schrumpfen, zu einer Art des „viktorianischen Internets“, doziert unsere Reiseführerin, Grundlage der heutigen Globalisierung. Kindheitserinnerungen Für unsere Gäste besonders eindrücklich: Die Pioniere der damaligen Zeit erlitten Rückschlag über Rückschlag. Dennoch siegte letztlich ihr Enthusiasmus, und ihre Erfindungen setzten sich durch. Ihre Beharrlichkeit schuf die Grundlage für die Moderne. Puh, das war anstrengend. Wir hatten die Erde einmal umrundet. Aber es ging gleich weiter in die eigentümlichen Welten der heutigen Gesellschaft. Im historischen Museum tauchten wir ein in ein Sammelsurium von, ja, Dingen, von Alltagsgegenständen, die kaum mehr wahrgenommen werden, weil selbstverständlich, stets verfügbar, austauschbar, aufgebraucht und die weggeworfen werden, vergessene Dinge, Unscheinbares und für manchen Sammler Rarität, ja fast historisch. Wir sahen akribisch Gesammeltes, allerhand, was in unserer heutigen Zeit meist nach kurzer Benutzung schlicht nur noch die Reise in den Recyclingkreislauf antritt, falls, ja falls nicht ein findiger Künstler daraus geschickt Collagen fertigt, Kunstwerke oder Arrangements, die uns den Spiegel vorhalten. Just vor einer dieser eindrücklichen Installationenmehr oder weniger benutzter Zahnbürsten verschiedener Härtegrade kamdie Gruppe in ein angeregtes Gespräch und so manche Kindheitserinnerung wurde wach. Bei einer abschließendenTasse Kaffee imFranziskustreff verabredeten wir uns für die nächste Entdeckungsreise, um dem Ding hinter dem Ding auf die Spur zu kommen. Verdrängtes wahrnehmen Im MAK, dem Museum für angewandte Kunst, machte sich unsere Gruppe auf die Suche nach dem Verborgenen. Da sich unsere Fachfrau Frau Leobold auch hier wieder als äußerst gut vorbereitet erwies, wurden wir mutig und wagten den Schritt ins Ungewisse. Entdecken, Rätseln, Erstaunen, so manches Wissen aus der Gruppe, Ausprobieren und Hinterfragen brachte uns immer wieder auf Überraschendes, einiges blieb allerdings Geheimnis. So unterschiedliche Gegenstände wie eine Truhe, ein Pillendöschen oder einen Wandschirm verbindet die Tatsache, dass sie einen Raumdefinieren. Sie bieten immer ein Davor oder ein Dahinter, ein Darauf oder ein Darunter, sie können etwas zeigen oder verbergen. Das Geheime oder Verdrängte, das Unerwünschte oder Wertvolle verbirgt sich möglicherweise hinter einemWandschirm, in einem Koffer oder in einer kleinen Truhe. Eine Pillendose verweist durch eine filmische Projektion auf die Kulturgeschichte der weiblichen Hysterie und eine Schminkdose deutet auf den menschlichen Wunsch hin, mit Hilfe eines Gegenstandes selbst etwas zu kaschieren. Der Wechsel von Verbergen und Präsentieren, den Objekte durch Schubladen, Türen und Deckel dem Menschen ermöglichen, schafft wiederum Bühnen u

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