Franziskustreff Jahresbrief 15/16

FRANZISKUSTREFF JAHRESBRIEF 2015 . 2016 28 Sozialberatung „Ha’m Sie esgehört?” Birgitta Spiller-Barbaric erzählt, wie einem ein Stein vom Herzen gefallen ist Karl B. hatte im Sommer nach wiederholtem Streit sein Zuhause verlassen. Weg, einfach nur weg war der Gedanke. Es zog ihn in eine andere Stadt. Die EC-Karte hatte der Automat geschluckt. Mehrere Monate sind seitdem vergangen. Dann kam er nach Frankfurt. Irgendjemand auf der Straße hatte ihn auf den Franziskustreff aufmerksam gemacht. Da Herr B. keine 0,50 € zum frühstücken hatte, war ihm ein Gesprächmit der Sozialberatung angeboten worden. IndemGesprächwird schnell deutlich, dass Herr B. die Rentenzahlungen zunächst per Scheck regeln kann. Die Postadresse kann er fürs Erste in Liebfrauen bekommen. Als die erste Rentenzahlung eintrifft, kann Herr B. es erst gar nicht fassen „ha´m Sie es gehört?“ „Was denn?“ „Der Stein, der mir eben vom Herzen geplumpst ist!“. Zu Weihnachten ist Herr B. eingeladen, an den festlich geschmückten Frühstückstisch im Franziskustreff. Im Neuen Jahr sind weitere Gesprächsangebote vereinbart, bei denen es um die Regelung einer gesicherten Wohnsituation gehen soll. Alle, die uns mithelfen, die Tür offen zu halten, sindmitbeteiligt an solchen Begegnungen. Wunderbar! Danke! Überall trifft manBekannte Unverhofft kann ein Gast in einer Klinik Bruder Paulus um Hilfe bitten Heute Mittag. Ich besuche einen Bekannten in einer Fachklinik für Neurologie. Im Eingangsbereich treffe ich auchHerrnP.. Er winkt, ich gehe auf ihn zu. „Bruder Paulus!", und er beginnt zu weinen. Er ist Gast im Franziskustreff, verarmt, und hat einen zweiten Schlaganfall. Wir unterhaltenuns, so gut es geht. Unddann fragt er mich, ob ich ihm Geld geben kann. Meine Nachfrage ergibt: Er hat eine vom Amtsgericht bestellte Betreuerin. Er ist seit dem 10. Dezember in der Klinik. Sie hat ihn nicht besucht. Sie hat keinen Kontakt zu ihm gesucht nach dem Schlaganfall. Bin bestürzt. Frage am Empfang mit ihm, ob die Rufnummer der Betreuerin eingetragen ist in der elektronischen Patientenakte. Fehlanzeige. Wir gehen zusammen auf seine Station, fragen bei denPflegenden. Ja, sie hat dieMobilnummer, schreibt sie auf einen Zettel. Auf meine Nachfrage, warum sie nicht in der Patientenakte ist: Achselzucken. Herr P. ist froh, einen bekannten Menschen in der Klinik getroffen zu haben. Ich bin froh, dass ich einen Gast unseres Franziskustreffs gefunden habe, der offensichtlich hilflos in seiner Situation ist. Ich rufe die Mobilnummer der Betreuerin an. Mailbox. Bitte um Rückruf. Und um Besuch bei ihrem Schützling, der sich auch fragt, wer sich um seine Post imBriefkasten kümmert. Warte auf Rückruf ... Vielleicht morgen? u u t t

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