„Ein richtiger Wendelin-Tag.“

Der Franziskustreff gedachte des 10. Todestages seines Gründers
 
Er klingt noch nach – dieser besondere Morgen. Er scheint eine Ewigkeit weit vergangen zu sein - der Morgen des 5. Februar 2020. Es ist der 10. Todestag des Gründers des Franziskustreffs, Bruder Wendelin Gerigk. Doch gerade in dieser Zeit halten wir nochmal inne. Wir besinnen uns bei unserem Tun auf unsere Wurzeln.

Der Kapuziner hatte vor über 27 Jahren mit dem ihm eigenen Gottvertrauen an Liebfrauen das Frühstücksangebot für obdachlose Menschen eingerichtet. Seine „Brüder und Schwestern von der Straße“ sollten in Würde den Tag beginnen können, echte Gastfreundschaft erfahren und franziskanische Freude, die Hoffnung schenkt.
 
Er schreibt in einem Rückblick nach 10 Jahren: „Nach einem kurzem Praktikum in Stuttgart begann ich am 24. November 1992, meinen Auftrag umzusetzen. Als Startkapital hatte man mir den nicht gerade atemberaubenden Betrag von 1500 Mark zur Verfügung gestellt. Anfangs bekam ich öfter die Frage gestellt, wie ich dieses Projekt eigentlich finanzieren wolle. Ich habe damals gesagt (und tue es heute noch genauso): „Da hilft der liebe Gott mit. Ich darf sagen, mit großem Gottvertrauen habe ich diesen Dienst für die Armen begonnen. Und nie wurde ich enttäuscht. Es war immer alles Notwendige da.“
 
Am 10. Todestag war es morgens so, wie er es begonnen hat: Die Tür öffnet sich. Menschen mit Rucksäcken und Schlafsäcken treten ein. Sie werden persönlich begrüßt. Heute von Gregor Merckle, einem Mitarbeiter, der Br. Wendelin noch persönlich kannte. Die Männer und die eine oder andere Frau drängen an die Tische. Ehrenamtliche erbitten die 50 Cent. Diesen Beitrag – zuvor 50 Pfennige - hatte der erfahrene Ordensmann von Anfang an festgelegt, den jeder zu geben hat. Dann werden die Wünsche erfragt, Kaffee oder Tee, Käse oder Wurst usw., denn jeder soll spüren: Hier werde ich respektiert, es wird auf mich geachtet, hier kann ich für einen Moment wirklich meine Seele zur Ruhe kommen lassen.

Am Nachmittag sind es acht Gäste und drei Mitarbeiter, die Br. Paulus und Br. Michael begleiten zum Grab ihres Mitbruders. Einige Gäste können sich erinnern an die frohe Wesensart ihre „Freundes“, wie einer sagt. Am Grab werden Kerzen entzündet, die Mitarbeiter stellen Blumen auf. „Jetzt aber auch ein Vater unser“, sagt einer der Männer, und die Gruppe stimmt ein. „Ein richtiger Wendelin-Tag,“ meint Gregor Merckle, der die Hauswirtschaft im Franziskustreff leitet, „soviel Sonne, heiteres Wetter, ganz nach Art von Bruder Wendelin.“

Nach dem Gedenken lädt Br. Paulus zu einer kleinen Kaffeetafel ins Café Ruppel am Hauptfriedhof ein. Bei diesem besinnlichen Abschluss werden Erinnerungen wach, an Bruder Wendelin, und bei denen, die ihn nicht mehr kennengelernt hatten, an so manchen Gast oder Mitarbeiter. Es breitet sich Heiterkeit aus, ganz im Sinne des Gründerkapuziners. Sein Franziskustreff wirkt weiter. Und zeigt jetzt, zu Corona-Zeiten, so notwendig wie selten: „Allen ein herzliches Willkommen.“ (Br. Wendelin)