Ein unverhofftes Wiedersehen...

… gab es für die Sozialberatung des Franziskustreffs. Frau Spiller erhielt einen überraschenden Besuch eines Gastes, den sie vor etwa sieben Jahren betreut hatte.

Er saß immer vorne an der Tür, an Tisch 1. Herr P. brauchte lange, bis er Vertrauen fasste. Vor sieben Jahren. Er war Kriegsveteran aus dem Vietnamkrieg. Seine Heimat: Südkorea. Dann hatte es ihn nach Deutschland verschlagen. Arbeit fand er im Bergwerk und er gründete eine Familie. Doch dann: Alkohol. Arbeitslosigkeit. Die Familie zerbrach. Er landete auf der Straße. Jahrelang ging das schon so. Doch dann raffte er sich auf. Mit Hilfe von Frau Spiller, die im Franziskustreff die Sozialberatung durchführt.

Rentenantrag, weiterer Papierkram. Nach und nach kam Ordnung in sein Leben. Und sein größter Wusch erfüllte sich: Mit seiner Tochter zu sprechen. Frau Spiller erinnerte sich gut. Denn jetzt saß er vor ihr.

Herr P. erzählte von seinem Heimatland Südkorea. Dort lebt er jetzt. Mit der deutschen Rente gehe es ihm dort gut. Aber Deutschland könne er nicht vergessen. Und seine Tochter schon gar nicht. Jedes Jahr zu Weihnachten besuche er sie hier. Und jetzt: Da müsse er auch einmal den Franziskustreff besuchen.

Der 70-Jährige ist kaum wiederzuerkennen. Er hat neuen Lebensmut. Er probiert Neues aus. So spielt er mittlerweile das koreanische Instrument Gayageum (가야금) in einer Musikgruppe. Zwar hat er das Instrument nicht dabei. Dafür ist es zu unhandlich. Aber auf Reisen kann er auf mit einer speziellen App auf seinem Smartphone üben.

In ihrem Beratungsraum wurde es ganz still. Musik aus der fernen Welt erklang wie ein Dankeschön für die gute Begleitung in schwersten Zeiten. Und als kleines Geschenk: ein Fächer. Frau Spiller war ganz berührt von diesem unverhofften Wiedersehen. Er stand jetzt so farbenfroh und strahlend vor ihr. Kein Vergleich zu der Person, die vor sieben Jahren zur Beratung kam.

Und auch Herr P. kann sich gar nicht mehr vorstellen, dass er und wie er so lange auf der Straße lebte. Er war ein obdachloser und vom Leben tief enttäuschter Mensch. Auch mit Hilfe des Franziskustreffs wandelte er sich zu einem aufgeschlossenen Mann mit Lebensmut. Computer-Kenntnisse vertiefen, als Modell für Bilder bereitstehen: Das soll jetzt als Nächstes kommen. Man spürt sein Lebensmotto: „Immer etwas Neues.“ Und: „Übung macht den Meister!“