Mein bester Freund...

Wer wohnungslos ist, schätzt treue Hilfe. Und freut sich, wenn diese auch im Franziskustreff willkommen ist.

Gerade kommt Gregor Merckle mit dem Handwagen zurück, voll beladen mit fein belegten Broten, Kuchen, Bauernbrotlaiben. Das Bistro „Brot und seine Freunde“ rief kurz zuvor an und macht nun mit seiner Spende wie schon öfter auch heute wieder seinem Namen alle Ehre. Als er in den Innenhof von Liebfrauen einbiegt, sieht er „Biene“. Und es beginnt, was sich schon eingebürgert hat. Der Hund eines im Franziskustreff wohlbekannten Gastes sitzt vor der Tür. Und nachdem ihn Biene echt tierisch begrüßt hat, trifft Gregor Merckle auch bald ihren Besitzer am Frühstückstisch. Ein kurzes Handzeichen zur Begrüßung, und da spricht ihn auch schon die Bundesfreiwillige an, ob sie denn auch heute etwas für Hund und Herrchen dahaben. Bald sind ein Beutel Hundefutter, ein Leckerli und eine abgelaufene Dauerwurst zu einem Päckchen gepackt. Was für ein Lächeln auf dem rauhen, von der Sonne gegerbten Gesicht, das sonst nur von großem Ernst gezeichnet ist …

Ein Wohnwagen ist sein Zuhause

Ein gewohnter Ablauf, fast eine Patenschaft vom Team des Franziskustreffs für Herrchen und Hund. Alles begann, als die Helfer vom Franziskustreff mitbekamen, dass Herr R. sein Frühstück mit seinen besten Freunden teilte. Ja, bis vor nicht allzu langer Zeit waren es zwei, bis durch einen dramatischen Umstand der ältere Hund türmte und für immer verschwunden blieb. Ein Mann wie ein Baum, vom Leben gezeichnet und doch immer bescheiden, dankbar, stets freundlich, mütterlich besorgt um seinen besten Freund. Ein Mann, der Gregor Merckle einmal mitnahm und ihm zeigte: Drei Teelichter, zwei Blumentöpfe – das ist alles, was seinen Wohnwagen wärmt. Ein Aussteiger, der seit Jahren auf der Straße und im Wohnwagen lebt, begleitet von nun nur noch einem tierischen Freund.

Der Hund als Retter in der Not

Das neue Jahr allerdings begann bedrohlich. Zunächst war von Verlust des Stellplatzes für seinen Wohnwagen die Rede. Das konnte in letzter Minute verhindert werden. Doch dann: Herr R. steht kreidebleich vor uns, den Tränen nahe und erzählt, dass in der Nacht, während er schlief, sein geliebter Wohnwagen durch einen technischen Defekt ausgebrannt sei, alles kaputt. Dass er selbst unversehrt blieb, ist nur „seinem besten Freund“, Biene, zu verdanken. Sie hatte ihn durch Gebell geweckt. Gut, dass die Helfer vom Franziskustreff ihn noch am selben Tag gemeinsam mit seiner „Biene“ in eine Übernachtungsstelle vermitteln und ihn mit dem Nötigsten grundversorgen konnten.

Den Wohnwagen haben die beiden mittlerweile wieder bezogen. Gut so. Nicht so gut: Herr R. erzählt uns nun, dass er nahezu taub werde, sein Gehör habe sich im Lauf der Jahre so verschlechtert, dass nur eine OP und Hörimplantate Besserung versprächen, jedoch auch nur bis maximal 20 Prozent des Hörvermögens. „Das ist mir das Risiko nicht wert“ sagt er zur Gregor Merckle beim Frühstück und bittet ihn, beim Sprechen in sein Gesicht zu schauen, damit er von den Lippen ablesen kann. 

Biene (re.) freut sich, dass unser Mitarbeiter Gregor Merckle auch für sie etwas übrig hat: Weil Herrchen sie braucht und ihr dankbar ist.