Mutter sucht Sohn

Niemand wird bei uns nach dem Namen gefragt. Dennoch erhalten wir Anrufe wie diesen. Eine besorgte Mutter rief uns an. Ihr Sohn sei obdachlos. Sie stelle sich vor, wie er gesundheitlich abbaue. Draußen schlafe müsse. Diese Gedanken raubten ihr den Schlaf.

Wir kennen die Not der Angehörigen. Sie schämen sich, in ihrem Umfeld vom Schicksal ihres Kindes zu erzählen. Oft wissen nicht einmal Verwandte davon. Mit Recht dürfen Betroffene wie diese Mutter annehmen, dass sie im Franziskustreff ein offenes Ohr finden. Vor allem aber: Einen brauchbaren Rat. Etwa den, kein dem „Kind“ kein Geld zu geben, sollte es anklopfen. Eher dem Sohn oder der Tochter vermitteln: Wir haben uns erkundigt; du kannst im Franziskustreff oder an einer anderen Stelle konkrete Hilfe bekommen. Mit einem Wort: Wir ermuntern die Eltern von obdachlosen „Kindern“, ihr Schuldgefühle auszusprechen, sie in der nahen Verwandtschaft und mit erfahrenen Menschen zu reflektieren. So werden sie fähig, sich nicht von ihrem „Kind“ unter Druck setzen zu lassen, sondern ihm von Erwachsenem zu Erwachsenem zu begegnen.

Für uns ist es selbstverständlich, dass wir unseren Gästen die Privatsphäre lassen und niemandem mitteilen, sollten wir den Namen überhaupt erfahren, ob er bei uns ist.