Noch fünf Minuten!

Die Stimme ist sympathisch. Ihr Dialekt verleiht ihr eine beschwingte Sprachmelodie. Doch die Aussage ist klar und eindeutig: „Noch 5 Minuten!“. Genau diese Zeit bleibt unseren Gästen dann noch, um ihr Frühstück einzunehmen. Die Stimme gehört unserem Mitarbeiter Thomas. Und niemand beherrscht diese Aufforderung besser als er – so die einhellige Meinung aller anderen Mitarbeiter. Seit Anfang März unterstützt Thomas uns im Franziskustreff. Zum Beginn der Krise baten wir alle ehrenamtlichen Helfer, zu Hause zu bleiben. Ihre Aufgaben wurden von einigen Brüdern übernommen – und von Thomas.

Er arbeitet seit gut 30 Jahren in der Gastronomie. Doch vor allem geht er offen auf Menschen zu. Und er sieht genau, wie es den Leuten geht: Jeder hat gute und schlechte Tage. Unseren Gästen geht es da genauso wie uns. Wenn ein Späßchen angebracht ist, dann bringt Thomas es auch. Da kann man sich sicher sein. So gibt es, wenn ein Gast sich nicht ordentlich benimmt, zum Ende des Frühstücks durchaus mal eine scherzhafte Benotung. Das darauf folgende beidseitige Lächeln hilft beim Start in den Tag mindestens genauso wie eine Tasse unseres frischen Kaffees.

Die Organisation, die Abläufe und die Zusammenarbeit im Franziskustreff beeindruckten Thomas von der ersten Minute an. Eigentlich ist er größere Küchen gewohnt. Denn er kam direkt aus dem Festzelt in den Franziskustreff: Corona schreibt eben auch ungewöhnliche Jobgeschichten. Dass er irgendwann einmal Obdachlosen gemeinsam mit Kapuziner Brüdern Frühstück servieren würde, daran hätte Thomas früher nie gedacht. Doch bevor er weiter von der schönen Zusammenarbeit schwärmen kann, ruft schon jemand aus der Küche: „Wo bleibst Du? Thomas wir vermissen Dich – die 5 Minuten...“ „Vielleicht sollte ich einfach 5 Minuten-Lehrgänge geben. “ lacht Thomas, erhebt sich aus dem Interview und waltet seines Amtes.