„Respekt - schmeckt lecker"

Wie wir im Franziskustreff die Corona-Herausforderungen meistern.

„Guten Morgen, was darf ich Ihnen bringen? Kaffee oder Tee? Wurst oder Käse, gerne auch beides?“ Für viele unserer Gäste sind diese Fragen zum Start in den Tag die erste Aufmerksamkeit, die ihnen entgegengebracht wird. Sie haben nur das Nötigste zum Leben dabei, ihr ganzes Hab und Gut, in Taschen und Beuteln. Schnell sind diese unter dem Tisch verstaut und dann wird erst einmal gefrühstückt.

Aktuell empfangen wir montags bis samstags von 7:45 Uhr bis 11:15 Uhr bis zu 110 Gäste. Unsere 60 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hauswirtschaft sind in einem Monatsplan von unseren Hauptamtlichen jeweils zu Viert eingeteilt. Der Platz in der Küche für die Vorbereitungen ist begrenzt. Da muss jeder Handgriff sitzen. Und er tut es auch. Vertraut und reibungslos. Auch hier zeigt sich, dass die Nächstenliebe Ordnung braucht. Die Vorbereitungen beginnen jeden Morgen um 6:30 Uhr. Viele unserer Ehrenamtlichen stehen also bereits weit vor Sonnenaufgang auf, um unseren Gästen ihr Frühstück am Platz zu servieren.

„Täglich frisch"

In der nach professionellen Gastronomie-Standards ausgestatten Küche werden Käse und Wurst aufgeschnitten – selbstverständlich mit größter Sorgfalt. Das tagesfrische Brot wird vorbereitet und es wird für jeden Gast ein einzelner Teller angerichtet. Dazu kommen manchmal auch spontan gespendete Gaben wie frisches Obst oder auch Süßigkeiten. Und vor dem Ende einer jeden Frühstücksrunde gehen wir an jeden Tisch, um zu fragen, ob es zum Abschluss noch ein süßes Teilchen sein darf.

„Grundton: Dankbarkeit"
Frühstücksrunde? Sie haben richtig gelesen. Auch wir sind von den derzeitigen Hygiene- und Abstandsregelungen betroffen. Und natürlich halten wir uns streng an die Auflagen des Gesundheitsamtes. So mussten wir die Anzahl unserer Sitzplätze von 32 auf 12 verringern, um die notwendige Distanz wahren zu können. Um trotzdem möglichst viele Menschen als Gast begrüßen zu dürfen, haben wir die Verweildauer im Franziskustreff auf 15 Minuten begrenzt. Keine schöne Maßnahme, aber notwendig. Gerade in der Krise, in der Bedürftige unsere Hilfe und würdevolle Behandlung noch häufiger und dringender brauchen als zuvor.

Wobei wir hier nichts beschönigen wollen: Während der letzten Monate ist das Frühstück einsilbiger geworden. Uns fehlen die Gespräche, die bei Tisch geführt wurden. Aber auch die Scherze. Zudem ist es kaum möglich, am Tisch über Sorgen zu sprechen. Und es wird nun schon mal ein wenig forscher nachgefragt, wann denn endlich der Kaffee kommt. Umso wichtiger ist es für uns, den Menschen weiterhin mit Respekt und Offenheit zu begegnen. Doch vor allem hören wir immer wieder ein Dankeschön. Dafür, dass wir da sind und selbst während des Shutdowns immer da waren."

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