Echt sein – und sich treu bleiben

20.10.2025

Zum Namenstag des Franziskustreff-Gründers Bruder Wendelin († 2010)

Er ist unvergessen für seine herzliche Art und das Gute, das er tat: Kapuzinerbruder Wendelin Gerigk (2010 †), der Gründer des Franziskustreffs direkt am Kloster Liebfrauen. Wir erinnern zum Namenstag am 20. Oktober an einen Menschen, dessen Empathie und Tatkraft bis heute die Identität des Franziskustreffs prägen.

„Möchten Sie Ihren Lieblingstee?“

Bruder Wendelin begrüßte die obdachlosen und armen Gäste des Franziskustreffs gern persönlich – zu einem reichhaltigen Frühstück. Im warmen Gastraum mit den hellem Holztischen und Stühlen. Wo engagierte haupt- und ehrenamtliche Menschen bis heute die Gäste nach einer kalten Nacht auf der Straße fragen: „Möchten Sie wieder Ihren Lieblingstee zum Aufwärmen?“

Die Anfänge

Keine Selbstverständlichkeit. Menschen, die auf der Straße lebten, fanden Anfang der 1990er kaum Orte, wo sie sich aufhalten durfen. Oder gar willkommen waren. An der Pforte des Liebfrauenklosters gab es schon damals jeden Sonntag eine Brotausgabe für obdachlose Menschen.

Mut zu mehr

Doch dieses Angebot hatte noch keine belastbaren Strukturen. In der Liebfrauenkirche suchten immer wieder Menschen in Not Schutz vor Regen, Wind und Kälte. Wer auf der Straße lebt hat wenig Möglichkeiten, um sich und die Wäsche zu reinigen. Entsprechend roch es in der Kirche. Und es war bisweilen schwer, einen Gottesdienst zu feiern oder still zu beten, wenn sich verzweifelte, betrunkene oder aufgrund ihrer Situation psychisch erkrankte Menschen dort aufhielten.

Ein menschliches Ziel

Bruder Wendelins Ordensauftrag: Würde, Geborgenheit und ein Ort der Einkehr für alle. Ganz besonders aber ein regelmäßiges, abwechslungsreiches Frühstück für die obdachlosen Menschen. Für Wendelin waren sie seine „Freunde von der Straße“. Er nahm sie nicht nur, wie sie waren. Sondern schloss sie auch ins Herz.

Authentisch bleiben

Offen, direkt und beherzt ging Wendelin mit nur 1500 Deutschen Mark als Startgeld an seine Aufgabe. Verblüffte Bankiers, Ladeninhaberinnen, Unternehmer und Politikerinnen durch seine liebenswert-pragmatische Art, mit der er um Unterstützung bat. Und überzeugte, indem er bei sich blieb, als er für die Ärmsten sprach.

Wendelins Werk lebt

Bruder Wendelin, auch wenn er 2010 starb, lebt in der Idee des Franziskustreffs weiter. Dank der Spenden unterschiedlichster Menschen und Institutionen können heute oft bis zu 180 Menschen, die kein Zuhause haben oder arm sind morgens einen Moment durchatmen. Den durchgefrorenen Körper mit einem ersten heißen Tee stabilisieren. Den nächsten harten Tag mit einem reichhaltigen Frühstück und ein paar lieben Worten der „Kellnerinnen“ und „Kellner“ beginnen. Die Sozialberatung nach Wunsch und eine nervenärztliche Praxis für wohnungslose Menschen gleich nebenan sind über die Jahre dazugekommen – die Vielfalt der Hilfe ist mitgewachsen.

Sein dürfen, wie man ist

Manche Gäste, Mitarbeitende, Wohltäterinnen und Wohltäter des Franziskustreffs kennen Wendelin noch persönlich. Und so ist sein Namenstag ein Tag, sich zu erinnern. An Authentizität. Und daran, dass die Gesellschaft so sein sollte, dass sich auch obdachlose Menschen angenommen fühlen können. Weil sie dazugehören. So, wie sie sind.

Wendelins Idee weitertragen

Wer Wendelins Spuren folgen möchte, kann mit einer Spende mithelfen, dass gelebte Menschlichkeit jeden Tag aufs Neue gewinnt.

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