"Alles was ihr tut, geschehe in Liebe"*

01.12.2025
Sehr beliebt sind die süßen Weihnachtsleckereien beim Frühstück. Diese sammelt seit vielen Jahren Reinhild Fassler, Opernsängerin aus dem Taunus, mit ihren bekannten Spendenaktionen.
Gerade im Winter tut die Wärme des Gastraums ihr Übriges, dass die Gäste die allmorgendliche Einkehr so sehr schätzen. Die meisten wissen, dass viele Menschen spenden, um ihnen das harte Leben auf der Straße und den Zugang zu Sozialberatung sowie nervenärztlicher Versorgung zu erleichtern.
Der Ehrenamtliche Alexander beim morgendlichen Entzünden der Kerzen des Adventskranzes für die Gäste.
Schon zu Bruder Wendelins Zeiten und bis heute: Eschborner Schülerinnen und Schüler backen Kuchen für das alljährliche Adventscafé.
An den Weihnachtsfeiertagen spielt einer der Gäste traditionell auf seiner Violine für alle anderen.
Diese Berge an kuschelige Mützen und Schals, stricken und häkeln die Frankfurter „Strickdamen“ schon monatelang vor dem Weihnachtsfest. Zur Bescherung suchen sich die Gäste daraus aus, was ihnen gefällt.
Marijanna bedient die Gäste jeden Montag im Franziskustreff. Und am ersten Weihnachtsfeiertag.

Wie der Franziskustreff die Weihnachtsbotschaft für obdachlose und arme Menschen weiterträgt

Die Glut vom letzten Grillfest ist kaum ausgekühlt, da stehen sie schon im Supermarktregal: Stollen, Spekulatius und Lebkuchen. Auch wenn die Schokoladenglasur letzterer der Spätsommersonne nicht standhält, optimistisch betrachtet, ist es eine erste Gelegenheit: Bei einem leckeren Herzen frühzeitig die Weihnachtsbotschaft wieder- oder neu zu entdecken. Das eigene Herz zu öffnen – zum Beispiel für die, die meist nur beim Frühstück im Franziskustreff in den Genuss solch süßer Leckereien kommen: obdachlose und arme Menschen in Frankfurt.

Bis zu 180 sind morgens Gäste des Franziskustreffs. Direkt neben der Liebfrauenkirche im Herzen Frankfurts. Den kleinen Obolus von 50 Cent haben sie meist beim Platz nehmen schon parat, wenn einer der haupt- und ehrenamtlich Helfenden ihnen direkt Kaffee oder Tee auf den Tisch stellt. „Bei denen die regelmäßig kommen, weiß ich schon, was sie gern mögen.“ sagt Marijanna, die montags ehrenamtlich beim Frühstück hilft. „Die Gäste freuen sich und wissen es sehr zu schätzen, dass ich mir das merke.“ Lacht sie und fragt direkt den nächsten Gast, der eben eine große Tasche unter seinen Stuhl schiebt und den Schal lockert: „Was möchten Sie heute frühstücken? Wieder einen Fitnessteller? Oder lieber einen mit Wurst und Käse?“

Den kurzen Moment bis der reichhaltig belegte Teller dann vor ihnen steht, nutzen viele der Gäste um sich an ihrer dampfenden Tasse die klammen Finger aufzuwärmen. Die meisten haben eine unruhige Nacht auf der Straße oder in einer Notunterkunft hinter sich. Der freundliche Zuspruch und lächelnde Gesichter im Franziskustreff sind für sie wertvolle Momente der Geborgenheit. Gerade zur Adventszeit. Wenn es sich die meisten im eigenen Zuhause gemütlich machen. Dann ist es für jene besonders schwer, die keins haben.

Alexander hat das gespürt. Er ist einer von jenen, die diese Not lindern möchten. Als ehrenamtlicher Helfer im Franziskustreff. Im Jahr 2020 hatte er sich zum Dienst an Heiligabend gemeldet. In diesem Jahr hatte er selber familiäre Herausforderungen und Verluste zu bewältigen, so dass er zum ersten Mal Weihnachten alleine verbringen musste.

Alexander sah ein ihm bekanntes Gesicht den Frühstücksraum betreten und wünschte von Herzen fröhliche Weihnachten, ehe er freundlich fragte, was es heute zu trinken sein dürfte. Ein schöner warmer, duftender Kaffee sollte es sein. „Als der Gast die Tasse in der Hand hielt, sagte er erst einmal: ‚Oh das tut gut. Es war so fürchterlich kalt und nass diese Woche. Normalerweise kann ich mich dann immer im Eingang des Krankenhauses davor schützen. Das ist wegen der Pandemie jetzt nicht mehr erlaubt. Ich muss mich erstmal aufwärmen. Dann freu ich mich aufs Frühstück.‘“

Nach dem Frühstück hat der Gast sein Geschenk ausgepackt. Eine selbstgestrickte Mütze und Handschuhe. Dem Gast sind die Tränen in die Augen gestiegen. Alexander erinnert sich „In dem Moment wurde mir wieder bewusst wie gut es mir geht. Wenn ich nach dem Dienst wieder aufs Fahrrad steige, komme ich in meine Wohnung, die trocken und warm ist. Mit einem eigenen Bett. Und genug zu essen. Ich war dankbar, obwohl es damals ein trauriges Weihnachtsfest für mich war.“

So wird Weihnachten auch zum Fest für die Gäste im Franziskustreff

Die einen spenden kostbare Zeit für die Gäste, wie Alexander und Marijanna. Sie sind zwei der über 60 ehrenamtlich Helfenden. Andere Wohltäterinnen und Wohltäter sammeln Zutaten fürs Frühstück oder Leckereien wie Stollen, Schokolade und Lebkuchen für die Feiertage. Backen Kuchen oder geben ab von dem, was sie finanziell entbehren können. Das ist gelebte Nächstenliebe, die die Menschen im Franziskustreff trägt. Und fortführt, was Bruder Wendelin 1992 begann – als direkte Hilfe von Mensch zu Mensch.

Viele Menschen helfen mit, damit die Gäste des Franziskustreffs spüren, dass sie auch an Weihnachten nicht vergessen sind. An den Feiertagen gibt es nicht nur Lebkuchenherzen. Sondern auch kleine Geschenke, die große Herzenswünsche sind: Im Franziskustreff fragen wir die Gäste nach ihren Wünschen und schenken ihnen zum Weihnachtsfest Gutscheine für Lebensmittel, Kleidung, Schuhe, VGF-Nahverkehr, Kinobesuch, Bücher oder ein Restaurantbesuch. 

So, wie die selbstgestrickten Handschuhe, die an jenem Abend 2020 nicht nur die Hände erwärmt haben. Danke an alle, die mit Ihren Gaben diese Weihnachtsstimmung in den Franziskustreff bringen.  

Solange es Menschen gibt, die in Obdachlosigkeit und Armut leben müssen, solange hält der Franziskustreff seine Türen für sie offen. Mit einem reichhaltigen Frühstück. Fachlicher Sozialberatung nach Wunsch. Und seit einiger Zeit auch mit der nervenärztlichen Praxis für wohnsitzlose Menschen, die bei psychischen Erkrankungen unmittelbar hilft. Damit die Nächstenliebe lebt – jeden Tag, nicht nur an Weihnachten.

Mehr zu Weihnachten im Franziskustreff, wunderbaren Spendengeschichten und den verschiedenen Arten, wie auch Sie die obdachlosen und von Armut betroffenen Gäste des Franziskustreffs unterstützen können, lesen Sie unter Weihnachten im Franziskustreff

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