Warum es wichtig ist Arbeitsbedingungen FÜR Menschen zu schaffen, und nicht umgekehrt
Am Tag der Arbeit sollten wir neben denen, die bereits in Beschäftigung sind, auch an jene denken, die arbeiten möchten, aber nicht können. Wie zum Beispiel Menschen, die obdachlos sind. Sie finden ohne eine feste Unterkunft keine Arbeit. Und ohne Arbeit keine Wohnung. Beinahe 80% von ihnen sind psychisch krank und konnten deshalb ihr Zuhause nicht mehr halten. Auf der Straße bleiben psychische Erkrankungen oft unbehandelt. Was es Betroffenen noch schwerer macht, sich eine Arbeit zu suchen und auszuführen. Weil der Weg zurück ganz individuelle Begleitung braucht, stecken sie oft Jahre, manchmal Jahrzehnte oder eben bis zu einem meist verfrühten Lebensende in dieser prekären Lage fest. Sie fallen durch das staatliche Netz an Sozialhilfen, da passende Angebote für die, die ganz unten angekommen sind, leider noch fehlen.
Im Dreiklang aus Frühstücksangebot, Sozialberatung und neurologischer Versorgung der Praxis, kann der Franziskustreff ganz individuell auf die Bedarfe der obdachlosen Gäste eingehen.
Direkte und konkrete Hilfe von Mensch zu Mensch wird möglich. So konnte auch die Sozialarbeiterin schon einigen Gästen helfen, ihr Leben neu zu ordnen. Aber auch wem es gelingt, wieder eine Wohnung zu bekommen und seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Die Zeit ohne Zuhause wirkt nach. Körperlich. Seelisch. Und finanziell. Im Alter dann erneut und nochmal besonders, weil die Rentenpunkte für ein gutes Auskommen im Alltag nicht reichen.
Die neue Bundesregierung hat angekündigt, Bedingungen zu schaffen, um die Wirtschaft anzukurbeln und damit auch mehr Menschen in Arbeit zu bringen. Die Franziskustreff-Stiftung begrüßt diese Bestrebungen, arbeitet sie doch bereits an Konzepten, um neue Lösungswege zu finden. Damit auch obdachlose Menschen an einem Aufschwung teilhaben können. Denn jeden Tag, wenn sich die Türen zum Frühstücksangebot, der Sozialberatung und der Praxis für Wohnsitzlose öffnen, sehen wir: Der Bedarf ist groß. Und er steigt. Letztes Jahr haben wir 3.500 Frühstücke mehr zum Vorjahr ausgegeben. Ein Drittel der Menschen, die unser Angebot annehmen, sind Menschen ohne Obdach, das zweite Drittel sind Wohnungslose und beim dritten Teil reicht die Rente nicht. Viele von ihnen hatten oder haben in ihrem Leben erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt. Und das hat in den allermeisten Fällen weniger persönliche, als strukturelle Gründe:
„Denn jeder Mensch will arbeiten. Denn Arbeit bedeutet etwas zu erschaffen. Und damit dient man anderen. Das Geld, das man dafür von ihnen bekommt, dient als Kommunikationsmittel im Miteinander. Geld zu verdienen um des Geldes selber ist kein Ziel. Geld ist nur eine Dienerin im Miteinander. Und es ist ein Kommunikationsmittel, das jedem zusteht. Darum ist auch Arbeiten ein Menschenrecht. Und jede Gesellschaft hat dafür zu sorgen, dass für jedes ihrer Mitglieder nach ihren Fähigkeiten eine Arbeit zur Verfügung gestellt wird. Das gilt für jeden Menschen: Dass er arbeiten darf. Dafür gerecht entlohnt wird. Damit er in der Gesellschaft kommunizieren kann. Wenn Menschen der Zugang zum Arbeitsmarkt nicht zugänglich ist, hat das oft regulatorische Gründe. Diese Gründe, die Menschen daran hindern zu arbeiten, Geld zu bekommen und dann in der Gesellschaft wieder auszugeben, diese regulatorischen Gründe müssen neu bedacht werden. Unsere Gesellschaft muss lernen, dass nicht Menschen sich an die Arbeit anpassen müssen, sondern, dass wir solche Arbeitsplätze kreieren müssen, dass Menschen dort beginnen können, diese Lust an der Arbeit wieder neu zu gewinnen. Denn jeder will arbeiten. Es ist eine Lüge zu sagen, dass es Menschen gibt, die nicht arbeiten wollen. Es ist immer die Frage: Was für Möglichkeiten bieten wir ihnen an.“ so Stiftungsvorstand Bruder Paulus Terwitte bei der Eröffnung der Franziska-Werkstatt. Dem neuesten Hilfsangebot der Franziskustreff-Stiftung für obdachlose und von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen, um wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen.
Es ist dringend notwendig, dass wir als Gesellschaft auch diese Menschen mitdenken und ihnen die Unterstützung bieten, die sie benötigen, um ein würdevolles Leben zu führen.
Dafür öffnet der Franziskustreff jeden morgen seine Türen zu Frühstück, Sozialberatung und der Praxis für Wohnsitzlose. Und wir laden alle ein, dabei mitzuhelfen.
Danke für Ihre Spende.