Seit 1992 Hilfe für arme und obdachlose Menschen

Bruder Wendelin Gerigk kam im Jahr 1992 nach Frankfurt; sein Auftrag lautete, die Sorge für die armen und obdachlosen Menschen in der Frankfurter Innenstadt, die in Liebfrauen um Hilfe bitten, in geordnete Bahnen zu führen.

Die damaligen Gegebenheiten in Liebfrauen waren sehr unstrukturiert: Es gab in Liebfrauen eine Brotausgabe an der Pforte sowie das Sonntagsfrühstück für Obdachlose; jeden Tag hielten sich viele obdachlose und arme Menschen in der Kirche auf. Da es zu dieser Zeit in Frankfurt noch keine Einrichtungen gab, die Möglichkeiten zur Körper- und Wäschepflege boten, roch die Kirche auch entsprechend. Zudem störten betrunkene oder auf Grund ihrer Situation psychisch erkrankter Menschen auffällige Menschen Gottesdienst und stilles Gebet. Es gab einfach keinen Raum, der diese Menschen adäquat auffangen konnte.

Erste Schritte

Bruder Wendelin konnte am 24. November 1992 erstmalig den Franziskustreff öffnen. Die Anfangszeit war nicht leicht. Sein Startkapital betrug 1.500,- DM; doch Bruder Wendelin begann seinen Dienst zuversichtlich nach dem Motto: „Wenn Gott uns die Armen schickt, sorgt er auch für sie.“ Und tatsächlich: Es kamen immer zur rechten Zeit die richtigen Menschen mit den passenden Hilfen.

Die ersten Helferinnen waren mit der intensiven Nähe zu den armen und obdachlosen Menschen schnell überfordert. Daher suchte Bruder Wendelin Helfer aus den Reihen der Gäste. Nach und nach bildete sich ein Kreis von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die eine genauere Vorstellung von der Schwere der Aufgabe hatten.

Im September 1993 kam mit Schwester Veronika Stolze eine Aachener Franziskanerin in den Franziskustreff, die ihren Sachverstand als Hauswirtschaftsleiterin einbrachte. Die täglichen Arbeitsabläufe wurden verbessert, der Einkauf kam in geregelte Bahnen und die Ehrenamtlichen wurden qualifizierter begleitet.

Im renovierten Gastraum

Während der Renovierung des Liebfrauenklosters von 1996 – 1998 war der Franziskustreff als Gast im Pfarrsaal der Domgemeinde untergebracht. Am 24. Juni 1998 konnte dann der renovierte und erheblich verschönerte Franziskustreff durch Bischof Kamphaus eingeweiht werden. In Absprache mit dem damaligen Stadtdekan Klaus Greef wurden die Essensausgaben des Franziskustreffs und des Domtreffs im Franziskustreff zusammengeführt.

Die Sozialberatung kommt dazu

Während des „Gastspiels“ im Domtreff kamen einmal wöchentlich abwechselnd zwei Sozialarbeiter des Caritasverbandes Frankfurt für einen Tag in den Franziskustreff, um die Gäste zu beraten. Die besondere Atmosphäre ließ die Nachfrage schnell größer werden. Daher richtete Bruder Wendelin Januar 1998 eine Arbeitsstelle für Sozialberatung im Franziskustreff ein. Die fachliche Aufsicht vertraute er dem Caritasverband Frankfurt an. Wie die Stelle der Hauswirtschafterin ist auch diese Arbeitsstelle ein Gabe an die armen und obdachlosen Menschen, die 100% aus den Gaben der Wohltäter finanziert wird. Rechtsträger aller Arbeitsstellen des Franziskustreffs die Deutsche Kapuzinerordensprovinz. Da die Gästezahl im Laufe der Jahre stark zugenommen hat, wurde im Jahr 2003 eine zusätzliche 75% – Stelle in der Hauswirtschaft eingerichtet.

Wie der Franziskustreff lebendig bleibt

Wie bereits erwähnt, finanziert sich der Franziskustreff seit jeher zu 100% aus Spendenmitteln. Aus dem Spendentopf wird alles Notwendige bezahlt, von Anschaffungen über die Personalkosten bis hin zu Hilfen für unsere Gäste. Mittlerweile sind über 1700 Menschen und Institutionen dem Franziskustreff verbunden; die meisten kommen aus dem Rhein-Main-Gebiet, viele aber auch aus ganz Deutschland und sogar aus anderen europäischen Ländern. Meistens war es ein Besuch in Liebfrauen, der davon überzeugt hat: Hier kommt mein Geld wirklich an.

Aktuell arbeiten zwei Personen in voller Anstellung für die Hauswirtschaft und verantworten die Qualität des Frühstücks, die Begleitung der Ehrenamtlichen und der FSJ-ler, BufDi’s und Praktikanten. Eine Sozialberaterin ist in voller Anstellung für die Gäste da, und eine weitere mit 40% Stellenumfang.

Aus den Reihen der Gäste wurden in den vergangenen immer wieder Arbeitsangebote des zweiten Arbeitsmarktes geschaffen. Auch unter den nun veränderten Förderbedingungen bemühen wir uns, diesen Männern und Frauen weiterhin die Möglichkeit zur Beschäftigung zu geben, was uns bisher auch geglückt ist.

Die wichtigste Stütze: Unsere Ehrenamtlichen

Viele Menschen unterstützen uns, sei es finanziell, materiell oder mit ihrer Zeit und Kraft. Derzeit helfen uns ca. 33 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Sie kommen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen bzw. neun Nationen, sind unterschiedlich konfessionell bzw. religiös gebunden oder eher religiös nicht gebunden. Die Verschiedenheit unserer Helferinnen und Helfer bereichert unser Zusammenarbeiten und spiegelt das breite Spektrum unserer Gäste wieder.

Zahlen

Im Jahr 2006 haben wir erstmals die Zahl der ausgegeben Frühstücke erhoben und statistisch ausgewertet. Wir gaben in diesem Jahr über 40.000 Frühstücke aus; durchschnittlich hatten wir pro Tag 131 Gäste bei 32 Sitzplätzen und 3,5 Stunden Öffnungszeit täglich (jeweils von 7.45 Uhr bis 11.15 Uhr).

Die Zahl unserer Gäste variiert wie wir feststellen von Jahr zu Jahr; für 2008 konnten wir einen Durchschnitt von 142 Gästen pro Tag ermitteln, 2009 waren es 137 Gäste am Tag, 2011 schließlich 148 Gäste.

Veränderungen

Unsere Sorge für die Armen und die Seelsorge in Liebfrauen gehören zusammen. In den letzten Jahren hat sich unser Gästestamm gewandelt: nicht nur Obdachlose und Arme zieht es zu uns, sondern auch immer mehr Kleinstrentner und Arbeitsmigranten. Ein großes Thema, das unsere Gäste bewegt, ist derzeit die „Gesundheitsreform“. Sie macht unseren Gästen wirklich schwer zu schaffen, da Medikamentenzuzahlungen und Praxisgebühr kaum von ihnen zu leisten sind. Auf Grund dieses Umstands ist bei vielen die Gesundheit noch stärker als sonst gefährdet.

Kooperationen

Glücklicherweise pflegen wir eine sehr gute und fruchtbare Kooperation mit der „Elisabeth – Straßenambulanz“ des Caritasverbands Frankfurt. Sie versorgt unsere Gäste medizinisch. 

Caritasverband Frankfurt e.V.

Die Sozialberatung im Franziskustreff wird von Anfang an fachlich verantwortet vom Caritasverband Frankfurt e.V.; zum Tagestreff Bärenstraße und zur Avetorstubb des Caritasverbandes Frankfurt e.V. pflegen wir herzliche Kontakte. In der St. Elisabeth-Straßenambulanz finden unsere Gäste medizinische Hilfe.

"Wenn Gott uns die Armen schickt, dann sorgt er auch für sie."

Bruder Wendelin, † 2010