Ich bin schon seit dreißig Jahren als Sozialarbeiterin in Frankfurt am Main tätig. Damals begann ich als Streetworkerin im Frankfurter Ostend. Über die Jahre entstanden Freizeitangebote auch für obdachlose Menschen. Dabei lernte ich Bruder Wendelin kennen. Damals hatte er gerade mit dem Franziskustreff das Frühstücksangebot mit Sozialberatung für bedürftige Menschen eröffnet. Ich habe ihn als ganz bescheiden erlebt. Der Mensch lag ihm am Herzen. Egal woher er kam, was er war oder glaubte.
In den letzten Jahren arbeitete ich im Bereich Betreutes Wohnen für psychisch kranke, suchtkranke und ehemalige obdachlose Menschen. Alle hatten eine eigene Wohnung und Hilfen, um diese zu halten.
Nun schließt sich für mich der Kreis. Nach dem Motto „Back to the roots“, bin ich zu den wohnungslosen Menschen zurückgekommen. Dabei bringe ich kulturelle und Freizeitangebote mit. Diese werden seit drei Jahrzehnten von dem Caritas-Verband Frankfurt am Main angeboten. Der Verband und die Franziskustreff-Stiftung vertiefen mit einer Kooperation nun ihre langjährige Zusammenarbeit. Vielen obdachlosen und sozial benachteiligten Menschen ist der Begriff „Mach mit“ bereits von der Caritas her bekannt. Und bedeutet ihnen sehr viel: Radfahren, Klettern, Wandern, Spielevormittage, kulturelle Angebote und viele Dinge mehr. Es geht darum, dem Leben wieder einen Sinn zu geben. Sich zu spüren. Sich anders zu erleben. In der Gemeinschaft mit Anderen. Und dabei mal nicht an die Probleme zu denken. Die positiven Rückmeldungen, die uns von den Teilnehmenden erreichen, zeigen: „Sonst wäre ich noch depressiver – die regelmäßigen Angebote geben mir Struktur“. Oder „Wenn ich alleine bin, trinke ich halt“.
Ich freue mich sehr, dass dieses wertvolle Angebot nun auch den Gästen im Franziskustreff direkt offen steht.
In meiner Freizeit sitze ich am liebsten im Drachenboot mit meiner Mannschaft. Dann höre ich die Trommel und hoffe, dass wir das Rennen gewinnen.
Und Frühstück heißt für mich vor allem: Kaffee, Kaffee, Kaffee – sonst gehen die Augen nicht auf …