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13. März 2023: 10 Jahre Franziskusstiftung

Ein Frühstücksraum, kombiniert mit Sozialberatung. Direkt an der Liebfrauenkirche in Frankfurt: Den gibt es bereits seit über 30 Jahren. Kapuziner-Bruder Wendelin hatte ihn 1992 für seine „Freunde von der Straße“ eröffnet: obdachlose und arme Menschen. Seitdem nehmen täglich bis zu 150 bedürftige Frühstücksgäste das rein auf privaten und unternehmerischen Spenden basierende Hilfeangebot an. Als Bruder Wendelin 2010 starb, galt es, sein Erbe zu bewahren. Um diesen Anlaufpunkt zu sichern, gründete die Deutsche Kapuzinerprovinz die Franziskustreff-Stiftung. Das war vor zehn Jahren. Dafür wurde in der Liebfrauenkirche, gleich neben dem Franziskustreff und dem Kapuzinerkloster, innegehalten. Direkt am Gründungstag, dem 13. März.

Und viele kamen…
Zahlreich erschienen die geladenen Gäste. Ehrenamtliche, Mitarbeitende, Vertreter aus Politik und Unterstützerinnen aus allen Bereichen der Gesellschaft verfolgten das abwechslungsreiche Programm. Feierliche Klänge der Orgelvariationen erfüllten die Liebfrauenkirche, wechselten sich ab mit den Grußworten.

Kirchenrektor Bruder Bernd Kober eröffnete den Festakt, gefolgt von Bruder Paulus, Vorstand der Stiftung. Beide hießen die Gäste willkommen. Bewegend: Thomas Koch, Direktor in der Franziskustreff-Stiftung, las aus einem Schriftstück von Bruder Wendelin, mitgebracht aus dem Archiv. Es war auch ein Rückblick. Aber einer, den der Kapuziner selbst zu seinem Frühstückstreff verfasst hatte. Wörtlich vorgetragen, nahm er die Anwesenden mit – zurück in die Entstehungsphase. In die Gedanken und Hoffnungen dieser Zeit. Der Franziskustreff – gesehen durch die Augen seines Gründers.

Von den Gästen her…
Bruder Michael Wies ist der Einrichtungsleiter und Referent in der Franziskustreff-Stiftung. Er ermöglichte Einblicke in den Treff-Alltag. Erzählte von den Nöten und Schwierigkeiten, die das Leben der Menschen auf der Straße und in Armut mit sich bringt. Aber auch darüber, wie die Franziskustreff-Stiftung ihnen weiterhelfen möchte – über das Frühstück und auch über die freiwillige Sozialberatung hinaus.

Für Schritte nach vorn: Wohnen zuerst. Housing First.
Bruder Michael hatte, als er Bruder Paulus als Einrichtungsleiter 2016 nachfolgte, rasch eine neue Idee: Housing First in Frankfurt, für unsere Gäste. Privatleute und Firmen ermutigten die Stiftung dazu – indem sie konkrete Hilfe anboten. Für weitere Schritte nach vorn, zurück in die Gesellschaft. Die MainWeg gGmbH main-weg.net sucht und begleitet seit 2020 obdachlose Menschen und Wohnungseigentümer. Das Ziel ist ein „Matching“: Beide kommen zusammen, für ein Ziel: Der obdachlose Mensch, der gestern noch unter der Brücke schlief, erlebt ein neues Heute: durch einen vollwertigen Mietvertrag. Wohl gemerkt, ohne dass der Wohnungseigentümer draufzahlt. Denn das staatliche Sozialsystem sichert die Mietzahlung.

Für Schritte nach vorn: Eine Stunde echtes Geld verdienen. Arbeiten

Eine weitere Initiative: eine Produktionsstätte. Sie geht 2024 in Betrieb. Dort werden obdachlose Menschen mit einem Stundenarbeitsvertrag für eine Stunde (und gern mehr) Geld verdienen – komplett sozialversichert. Entsprechend ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die Versicherungszahlungen übernehmen, für einen Ein-Stunden Arbeitsvertrag – unmöglich? Wir lassen uns davon herausfordern. Allen, die uns dazu mit ihren Spendenzusagen ermutigen, danken wir. Wir versuchen notwendige Dinge, die noch ohne Vorbild sind. Denn wir haben als Stiftung die Möglichkeit dazu. Dabei fühlen wir uns zwar verpflichtet, dass Arbeitsverhältnisse entstehen, in denen Geld verdient und mit marktgerechtem Erlös produziert wird. Doch wir produzieren auch ein Vorbild für unsere Zeit: Wir schneiden Arbeitsverhältnisse auf die persönliche Befähigung des Menschen zu.

Für Schritte nach vorn: Auskurieren. Die Krankenstation
Schlüsselprojekt Nummer drei: eine Krankenstation. Wir hoffen, sie ebenfalls schon kommendes Jahr öffnen zu können. Dort sollen sich wohnungslose Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt erholen können. Denn diese werden in Frankfurt und in Rhein-Main nach den sozialhilfefinanzierten Behandlungstagen direkt wieder auf die Straße geschickt. Wir planen eine Krankenstation als Privatstation. Wo Krankenversicherungen greifen, nehmen wir selbstverständlich deren Mittel in Anspruch.

Ein Kanon gastfreundlicher Angebote für obdachlose Menschen. Darin steckt die franziskanische Grundidee: mit den Armen in der Welt zu leben. Darauf verwies Bruder Helmut Rakowski, Provinzialminister der Deutsche Kapuzinerprovinz und damit als der zuständige Obere der Brüder Vertreter der Stifterin, in seiner Festrede. Gastredner Daniel Weißbrodt aus Leipzig stellte dem seine Zukunftsvision zum bedingungslosen Grundeinkommen zur Seite – und dazu sein Buch „Zukunft anders wagen“ vor.

Friederike von Bünau, Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und Uwe Becker, Hessischer Staatssekretär für Europa für die Stiftung würdigten in eigenen Grußworten das Wirken der noch jungen Stiftung.

Hier waren Worte mit Substanz zu hören: Zukunftsvisionen, Rückblicke voller Stolz und Dankbarkeit. Und die Glückwünsche? Herzgesteuert. Sogar vom Papst.

Das Beste zum Schluss
Und es sollte noch mehr Überraschungen geben. Sie gingen an die Adresse von Verwaltungsleiterin Ingrid Schieferstein und Bruder Paulus. Gregor und Regina Merckle dankten im Namen aller Mitarbeiter für zehn Jahre Aufbauarbeit in der Stiftung. Sie sei nun gerüstet für weitere Schritte, das Werk von Bruder Wendelin zu verstetigen. Und überreichten Bruder Paulus eine Tasse, aus der Bruder Wendelin gerne getrunken hatte nebst Nummernschild des ersten Autos, das dem Gründer geschenkt wurde am Anfang seines Wirkens. Und an Frau Schieferstein ein Fensterbild, einst von Hetty Krist für Bruder Wendelin gefertigt.

Im Gemeindesaal des Kapuzinerklosters Liebfrauen klang die Feier nach. Von ihm aus blickten die Gäste immer mal wieder hin zum Franziskustreff gegenüber. Der ist die Mitte der Franziskustreff-Stiftung. Nach 10 Jahren ist diese nun bereit, im Auftrag der Wohltäterinnen und Wohltäter für die Gäste am Tisch weiter zu wirken. Und Neues zu beginnen: Um obdachlosen Menschen einen Schritt nach vorn zu ermöglichen auf dem Weg zurück in die Gesellschaft.

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